Spurensuche ist ein Angebot an alle, die sich für die Vergangenheit von Gevenich interessieren, die wissen möchten, wie unsere Vorfahren vor Generationen, vor Jahrhunderten gelebt haben, wie sich das Leben und der Ort veränderten. Vielen Dank an Walter Schleuss für diese Beiträge.

Eine Tracht ist eine ernste Sache. Sie spiegelt Werte und Ordnungen einer Gesellschaft und ist alles andere als das, was heutzutage von fest- und feierfreudigen Schlaumeiern allenthalben als bodenständiges Brauchtum vor die einsatzbereiten Kameras der Touristenströme gelockt wird.

Mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs 1919 sind auch die Werte und Vorstellungen der Menschen zerbrochen, die die Gesellschaft in Stadt und Land über die Jahrhunderte zusammen gehalten hatten. Was Generationen lang Gültigkeit hatte, stimmte immer weniger. Altüberlieferte Gesellschaftsstrukturen bekamen Risse, und Autoritäten in Kirche und Staat wurden hinterfragt. Die Zeiten hatten sich geändert, alles bröckelte, und Unsicherheit breitete sich aus.

Der Bauer gab der Magd 15 Silbergroschen für ein Kamotchen, also die Hälfte von dem, was die Magd an Bargeld pro Monat für harte Arbeit erhielt. Viel Geld für ein Kamotchen oder Kamotgen.

Kein Lexikon, kein Internet klärt uns auf, und doch ist es untrennbar mit der Eifel, genauer mit dem Landstrich zwischen Maifeld und Bitburg verbunden. Sein Verschwinden bedeutete auch einen Verlust an Individualität und Eifeler Eigenart.

Für die (ganz) alten Gevenicher Frauen um 1950 war ein Kamotchen noch mehr als ein bloßer Begriff. Allein das Wort weckte gute persönliche Erinnerungen an alte, längst vergangene Tage vor 1900, Erinnerungen an die eigene Jugend, die sich mit den Beschwerden des Alters zunehmend verklärte. Es war die Erinnerung an die Jahre, als sie selbst ein Kamotchen als Teil der Sonntags- und Feiertagskleidung tragen durften.

Alle Auszüge sind in originaler Schreibung übertragen

Wis auf Sinkert noch bei 3 Sömer Sät liegen behalten, weil es zu Naß und zu spät war, und
daher mit Sommer Korn bestelt wird. Auf Zilles bungert und im Bremacker dan auf der Huntstang das Mahnhern welche noch mit alten Klee bestelt war, blieben auch liegen Der erste Samen ist schlecht; das letzte ist vorm Winter nicht alle aufgegangen. Der junge Kle war sehr schön, sodas  man den meisten Mähen konte. Den 29. August war das Korn noch nicht alle ab.  Den 28. Agust die erste Hafer gemäht. den 11. September die letzte eingefahren, sie ist gut gerathen trocken eingefahren worden. den 28. 29. und 30. Oktober stark gefrorn bei schönen Sonnenschein.

Auf 1843 der Knecht erhalten
an Lohn 9 Thlr 15 Sgr, sodan 15 Sgr Handgeld Klaßensteuer, Zugehör 1 Tirtigsjake 1 Tirtigs Hoß 1 leinen Hoß, 2 Hemder 2 paar Schu, 20 Sgr für ein Kap und  Halstuch, 1 Pf. Wole
15 Sgr Mietpfennig gleich erhalten.
1 Sgr = 1 Silbergroschen, 1 Taler hatte 30 Silbergroschen.

Per Handschlag wurde die Einigung zwischen Knecht/Magd und dem Bauern nach alter Art (wie beim Viehhandel) besiegelt. Als Unterpfand bekam die neue Hilfe einen sog. MIetpfennig als Vorauszahlung auf das vereinbarte Bargeld.

7 Thl. aber doppelt zugehör 1 Pf. Wol 2 Hemden 2 paar Schu 1 Sg für Mütsch Halstuch und Schirz
das nämlich zugehör bekömt er pro 1842 aber 8 Thlr
Magd erhalten am 2 Aprile nach Cochem 2 Th
14 Aprile erhalten für ein Kermothgen 15 Sgr
23 Juni 1 Thaler für Schu
16 Juli zur Kirmes   10 Sgr