Spurensuche ist ein Angebot an alle, die sich für die Vergangenheit von Gevenich interessieren, die wissen möchten, wie unsere Vorfahren vor Generationen, vor Jahrhunderten gelebt haben, wie sich das Leben und der Ort veränderten. Vielen Dank an Walter Schleuss für diese Beiträge.

Noch vor 100 Jahren war das Leben für den einfachen Eifelbauern ein einziger großer Fasttag, in Gevenich mehr als auf dem Maifeld, in der Hocheifel mehr als in der Vordereifel.

Im täglichen Bemühen, sich und seiner Familie ein ausreichendes Auskommen zu sichern, hatte er trotz aller Widrigkeiten einen eigenen Stolz bewahrt.  Gefangen in seiner kleinen Welt blieb er bescheiden. Das Leben machte ihn  wortkarg und zurückhaltend ohne Verbitterung. Jeden Tag spürte er seine  Enge und Abhängigkeit. Das Klima war rau und ließ ihm wenig Möglichkeiten, das Wetter blieb sommers wie winters unberechenbar, der Boden war steinig und die handtuchgroßen, ungedüngten Parzellen brachten kaum Ertrag.

Mitten in der Inflationszeit begann die Westdeutsche Elektrische Ostern 1923 mit dem Ausbau des Stromnetzes in Gevenich. 2 Brandstellen waren für jedes Haus vorgesehen. Wer mehr haben wollte, musste sie aus eigener Tasche bezahlen, und das schien den meisten doch zu risikoreich in einer Zeit, in der auch in Gevenich 1 Ei 70 000 Mark kostete und 1 Pfund Kaffee, das sowieso niemand kaufte, für 2 500 000 Mark angeboten wurde. Seit dem 15. September 1924 war dann Gevenich ans allgemeine Stromnetz angeschlossen, ein tiefer Einschnitt, der auf lange Sicht das Leben und die Welt des Dorfes völlig verändern sollte.

Wer ist wer vor dem Umzug?

Die meisten Junggesellen konnten von älteren Gevenichern identifiziert werden außer den Jugendlichen mit der Nummer 13 und 14.

Einführende Vorbemerkung

AdlerWir schreiben das Jahr 1911. Willi Kalmes wohnt mit seinen Eltern unweit von Metz, der Hauptstadt Lothringens, das nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wie das Elsaß von Frankreich an das neu gegründete Deutsche Reich abgetreten werden musste.

Willi Kalmes besuchte die Volksschule seines Heimatortes Devant-les-Ponts, als eine Einladung seines Onkels Jacob aus der fernen Eifel, aus Gevenich, eintraf. 75 Jahre später erinnert sich Willi Kalmes im Rückblick auf sein Leben genau an dieses erste große Erlebnis seiner Kindheit, ein Bericht, der für uns deshalb von bleibendem Interesse ist, weil wir hier, abgesehen von der Schul- und Pfarrchronik, den ältesten authentischen Bericht über Gevenich aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg haben, eine lebendige Momentaufnahme, die viele Erinnerungen weckt und einige Fragen aufwirft.

Reise von Metz nach Gevenich

Im November erhielt meine Mutter von ihrem Bruder Jacob Arenz in Gevenich die Einladung zur Kirmes mit der dringenden Bitte, diesmal bestimmt zu kommen. Die Kirmes war immer ein großes Fest, verbunden mit einem Familientreffen.

Mutter hatte ihren Bruder lange nicht mehr gesehen und wollte fahren. Ihr Bruder hatte eine Gastwirtschaft mit einem Tanzsaal, dazu noch eine Krämerei. Vater war einverstanden, und Mutter traf die Reisevorbereitungen. Wenn ich damit fahren könnte! Eine große Reise mit der Eisenbahn! Das wäre ein Erlebnis.