Alle Auszüge sind in originaler Schreibung übertragen

Wis auf Sinkert noch bei 3 Sömer Sät liegen behalten, weil es zu Naß und zu spät war, und
daher mit Sommer Korn bestelt wird. Auf Zilles bungert und im Bremacker dan auf der Huntstang das Mahnhern welche noch mit alten Klee bestelt war, blieben auch liegen Der erste Samen ist schlecht; das letzte ist vorm Winter nicht alle aufgegangen. Der junge Kle war sehr schön, sodas  man den meisten Mähen konte. Den 29. August war das Korn noch nicht alle ab.  Den 28. Agust die erste Hafer gemäht. den 11. September die letzte eingefahren, sie ist gut gerathen trocken eingefahren worden. den 28. 29. und 30. Oktober stark gefrorn bei schönen Sonnenschein.

Auf 1843 der Knecht erhalten
an Lohn 9 Thlr 15 Sgr, sodan 15 Sgr Handgeld Klaßensteuer, Zugehör 1 Tirtigsjake 1 Tirtigs Hoß 1 leinen Hoß, 2 Hemder 2 paar Schu, 20 Sgr für ein Kap und  Halstuch, 1 Pf. Wole
15 Sgr Mietpfennig gleich erhalten.
1 Sgr = 1 Silbergroschen, 1 Taler hatte 30 Silbergroschen.

Per Handschlag wurde die Einigung zwischen Knecht/Magd und dem Bauern nach alter Art (wie beim Viehhandel) besiegelt. Als Unterpfand bekam die neue Hilfe einen sog. MIetpfennig als Vorauszahlung auf das vereinbarte Bargeld.

7 Thl. aber doppelt zugehör 1 Pf. Wol 2 Hemden 2 paar Schu 1 Sg für Mütsch Halstuch und Schirz
das nämlich zugehör bekömt er pro 1842 aber 8 Thlr
Magd erhalten am 2 Aprile nach Cochem 2 Th
14 Aprile erhalten für ein Kermothgen 15 Sgr
23 Juni 1 Thaler für Schu
16 Juli zur Kirmes   10 Sgr

2 alt tradierte Gevenicher Rezepturen gegen Krätze

Zu den Infektionskrankheiten, die längst kein Problem mehr darstellen, aber heute noch vorkommen können, gehört die von der Krätzmilbe verursachte Krätze, die im 19. Jahrhundert immer wieder verstärkt ausbrach und sich bis ins 20. Jahrhundert hartnäckig hielt. Der unangenehme Juckreiz, der von den befallenen Körperstellen ausgeht, wie die sichtbaren Hautrötungen waren besonders unangenehm, zumal sich bis heute mit dem Befall die Vorstellung mangelnder Hygiene verbindet. Der ständige körperliche Kontakt vor allem unter den Kindern, die in den ärmlichen Verhältnissen der Großfamilie oft die gleiche Schlafstelle in engem Kontakt miteinander teilen mussten und sich beim täglichen _Spiel selbstverständlich an den Händen fassten, unterstützte die Verbreitung. 1831 hat Johann Peter Schmitz aus Gevenich  ein Rezept “Schabsschmehr(Grätze)” aufgezeichnet, das die Dringlichkeit der Maßnahme unterstreicht, aber auch die Fragwürdigkeit des angewandten Mittels verdeutlicht. Um die Salbe herzustellen, benötigt man

 “erstens vor 2 Groschen 6 fenig nihswurzel
zweitens vor eine Groschen Schwebelbliden
drittens vor 6 fenig peferkraut
viertens ein Lefel vol sieserahm die rahm zusamengeriert zu buter nimt man sie mit der butermilg
vienftens vor ein Groschen mil Seif
diese fünf deil unter einanter gemenkt es gibt eine Salbe es mus ein neues Erten döbgen sein das noch keinmal gebraucht ist wo dieße fünf deil ein komen. Dan mus sich der mensch damit  schmiehren wo er bis hat auf den stellen.” (schmieren, wo er gebissen wurde)

Ein ähnliches Rezept aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sieht vor

für Grätze
Ein Loth spanisch Hafer
für 6 Pf.      “         Pfeffer
1/2 Viertel schwarze Seiffe
1/2 Viertel Butter mit der Milch
1/2 Loth Pfefferkraut und etwas Salz.
So viel wird auf jede Person gebraucht,
im vollen oder abnehmenden lichte

Spanisch Pfeffer = Paprika, dessen Samen eine antibiotische Wirkung haben.
Pfefferkraut = Bohnenkraut
1 Kilogramm = 60 Lot, 1 Lot = 16 2/3 Gramm
schwarze Seife = im 17. Jahrhundert in London erfunden = Verbindung mit Terpentinöl = dicke braun bis schwarz, penetrant riechende Masse

3 Generationen später haben sich die Zeiten und Umstände entscheidend geändert. Wie eine Erleichterung liest sich der Satz, den Lehrer Steffes 1906 in die Gevenicher Schulchronik eintragen kann “Im Winter 1906 brach unter einigen Kindern die Krätze aus, die aber in 2 Wochen geheilt war, da die Eltern die Kinder ärztlich behandeln ließen.”

Die Magd erhielt 15 Silbergroschen für ein Kermothgen. Was ist ein Kermothgen? Demnächst.