Spurensuche ist ein Angebot an alle, die sich für die Vergangenheit von Gevenich interessieren, die wissen möchten, wie unsere Vorfahren vor Generationen, vor Jahrhunderten gelebt haben, wie sich das Leben und der Ort veränderten. Vielen Dank an Walter Schleuss für diese Beiträge.

Getreideernte vor langer Zeit

1867 Das Korn ist recht trocken weg gekommen, es hat ziemlich Stroh gegeben, aber sehr schlecht geladen, 16. Aug. erst das letzte eingefahren.

1868 18. Juli das erste Korn gemäht den 9 August das letzte eingefahren. Den 6. August die letzte Gerste geschnitten, den 3. August die erste Hafer gemäht. Ziemlich Korn Stroh wenig Haferstroh.

1869 Das letzte Korn eingefahren 28. August Die erste Hafer am 22. August Die letzte Hafer eingefahren am 16. September. Es hat viel Kornstroh gegeben aber schlecht geladen
(aber schlecht geladen bedeutet, dass die Halme und damit die Garben recht kurz geraten waren.)

 J. Görgen war kein kleiner Bauer in Gevenich. Seine knappen Anmerkungen und Hinweise zwischen 1857 und 1890 zu Wetter, Aussaat und Ernte belegen einen mühsamen Alltag übers Jahr und die Zeit der Getreideernte. In manchen Jahren mühten sich die Familien bis zu 7 oder 8 Wochen   in der Erntezeit, um den meist dürftigen, nie üppigen Ertrag einzubringen.  Und wenn dann - einige Jahrzehnte später - die Gevenicher am 1. Oktober nach Barweiler wallfahrten, stellten sie regelmäßig erstaunt fest, dass “in da Äfel de Hower nach of em Halm stäht”.

Hafer, Gerste und Roggen (Korn) waren das Getreide, das seit der Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend angebaut wurde und einigermaßen gedieh. Bis ins 20. Jahrhundert noch wurde streng in der Folge der 3-Felder-Wirtschaft angebaut, so dass nach den Rummele, Kullrawe und Grumpere Sommer-, Wintergetreide und Brache wechselten.

An Gottes Segen ist alles gelegen

Krautwisch und Marienverehrung gehören untrennbar zusammen und sind in der weitestgehend katholischen Eifel tief verwurzelt. Maria, Marie, Anna, Ami ... waren auch in Gevenich mit deutlichem Abstand die häufigsten Vornamen für Mädchen, und deshalb war der 12. September das, Fest Mariä Namen, auch in Gevenich ein besonderer Tag. Die Gewohnheit, dass mit diesem Tag arme Dorfbewohner ungefragt liegengebliebene Ähren auf dem Feld aufsammeln durften, war noch lange üblich.

Marientage waren wichtige Merk- und Lostage im Bauernkalender. Mit Mariä Lichtmess wurden die Tage um einen Hahnenschrei länger, hieß es. Am 2. Februar war nach uralter Tradition “Bindeltjes-Dach”, der Tag, an dem Knechte und Mägde ihre Habseligkeiten zusammenrafften, um die Stelle zu wechseln. Neben Martini war Mariä Lichtmess ein weiterer Zinstag.

Getreideernte in alter Zeit

Was die moderne Technik heute in wenigen Stunden leistet, war für unsere Vorfahren  mühselige Arbeit über Wochen, war ein Wettlauf mit der Zeit und dem Wetter, entschied über Auskommen und Brot, über Hunger oder Notzeiten.
Einfachste Werkzeuge, Sicheln, begleiteten die Menschheit durch die Jahrtausende ihrer Geschichte. Sie behielten, mit regionalen Abweichungen, ihre Grundform durch die Zeit und kamen auch bei uns bis ins frühe 19. Jahrhundert zum Einsatz, um Getreide zu schneiden, bis sich die Sense auch hierzulande durchsetzte.
Jeder kennt die moderne Sichel, deren halbrundes  Stahlblech innen zur Schneide ausgebildet ist und in einem Holzgriff sitzt. In Gevenich war/ist das die “Krúmmes”, die, so weit die Erinnerung zurück reicht, allein dazu diente, kleine Mengen Gras an den Wegrändern, unter Hecken oder schwierigen Stellen im “Räach” zu schneiden.

2 Gevenicher Getreidesicheln aus dem 19. Jahrhundert, gefunden unter einem vergessenen Haufen “Koof”.

2 Gevenicher Getreidesicheln aus dem 19. Jahrhundert, gefunden unter einem vergessenen Haufen “Koof”.

Krúmmes

Krúmmes