Klein und unscheinbar erinnert die Mausefalle an die besondere Abhängigkeit unserer Vorfahren von der Natur, belegt, wie die Bevölkerung  den Naturgewalten und allen Folgen hilflos ausgeliefert war und oft nur mit Mühe ihr kärgliches Überleben sichern konnte. Ein Beispiel aus der Gevenicher Vergangenheit belegt diese Zwänge, denen sich die meist kleinbäuerlich geprägten Familien kaum entziehen konnten. 1910 war wie in allen Nachbarorten ein besonders trockenes Jahr, es herrschte eine Dürre, die existenzbedrohende Ausmaße annahm, so dass die Bauern ihr Vieh wegen Futterknappheit nur dadurch  retten konnten, dass der Förster das Eichenlaub in den Wäldern als Futter freigab. Die Situation ist Lehrer Bersch eine Erwähnung in der Schulchronik wert.

“Der Ertrag der diesjährigen Ernte war ein sehr minimaler. Dies hatte seinen Grund in dem Überhandnehmen der Mäuse. Kornfelder, die im Juli noch einen schönen Anblick boten, standen zur Zeit der Ernte fast kahl da. Trotz allen Maßregeln, die man ergriff, konnte man dem Leben der Mäuse kein Ende bereiten. In einzelnen Gemeinden hatte man für einige Hundert Mark Gift gekauft und dasselbe mit Hilfe der Schulkinder in die Felder gelegt. Aber ein Abnehmen der Mäuseplage war nicht festzustellen. Wohl sah man hie und da eine tote Maus liegen, welche wahrscheinlich von dem Gifte genommen hatte, aber von den vielen war das doch nur ein geringer Prozentsatz. Man glaubte, ein regenreicher Herbst würde der Mäuseplage ein Ende bereiten. Ersteres trat zwar ein, doch nicht letzteres. So musste die neue Saat unbedingt dem Untergang geweiht sein.”

Die Folgen blieben noch über Jahre spürbar, zumal die Mäuse nach einem milden Winter das ausgesäte Getreide vernichteten und den in den Gärten vorgezogenen Rüben- und Gemüsepflanzen keine Chance ließen. Alles war knapp und wurde für viele unerschwinglich teuer. “Die Preise für die Bedarfsgegenstände und die Abgaben sind dementsprechend viel zu hoch. In den kleinbäuerlichen Familien herrscht eine ungeheure Geldknappheit ... die Gemeindekasse ist fast ständig leer.”  Die einzige Möglichkeit, etwas Geld zu bekommen, war, mühsam zusammengesparte Butter pfundweise in Cochem anzubieten, mühsam , vor allem aber  demütigend! Eine ähnlich verheerende Plage erwähnt die Schulchronik für 1936. “Die Zahl dieser schädlichen Nager stieg von Monat zu Monat ganz gewaltig und damit der Schaden, den sie anrichteten. Es bestand die Gefahr, dass die Mäuse einen großen Teil der Kartoffelernte vernichteten und das Saatgetreide auf den neu zu bestellenden Feldern auffraßen. Um einen derartigen Schaden zu verhindern, blieb nichts anderes übrig als einen Vernichtungskampf gegen die Mäuse zu führen. Die Ortsbauernschaft besorgte 2 Zentner Giftgetreide .... “, 2 Zentner für die ganze Gemarkung, das dann  kolonnenweise in die einzelnen Mauslöcher verteilt wurde.
Die Not lehrte aber auch beten ... “Unser tägliches Brot gib uns heute” war keine leere Formel, sondern die schlichte Bitte um Leben. Brot war Inhalt und Ziel jeden mühseligen Tages, war die Sorge um das Auskommen der kinderreichen Familie. “Unser tägliches Brot ...” war das tägliche Notgebet der Eifelbauern, das ihnen Kraft gab und sie die Jahre der Not überstehen ließ.

MausefalleMausefalle
MausefalleMausefalle

3 schlichte Exemplare früher Mausefallen, wie sie in der einen oder andern Form in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in jedem Haus in Gevenich vorhanden waren. Ihr Einsatz war ein hilfloser Versuch, das trotz aller Mühe kleine Häuflein Getreide auf dem Speicher vor weiterem Schaden zu bewahren. Gegenüber der heute allgemein üblichen Klappfalle haben diese 3 Fallen eine Besonderheit, sie wurden zur Linderung der Not seit etwa 1830  in Heimarbeit in dem kleinen Eifelort Neroth hergestellt.
Nerother Fallen waren hauptsächlich Lebendfallen aus Draht, die wie ein Gefängnis wirkten, da Mäuse oder Ratten durch die Verengung des Einstiegs nur in einer Richtung passieren konnten. In Gevenich war vor allem die Rundfalle sehr verbreitet, selten dagegen die große Rattenfalle, die als “Massenfänger” angeboten wurde, während die heute allgemein übliche Bügelfalle von Amerika aus über Gütersloh heimisch wurde und erst nach 1900 in der Eifel angeboten wurde. Die Lochmausefalle (es gab auch größere Fallen mit bis zu 10 Löchern) töteten mittels der zurückschnellenden Schlinge. Der Mechanismus wurde dann ausgelöst, wenn die Maus, um an den Köder zu kommen, einen Faden durchbiss, mit dem die Drahtschlinge fixiert in Spannung gehalten wurde.Ölkrug

Die Informationen sind der Schulchronik entnommen, basieren auf privaten handschriftlichen Aufzeichnungen aus Gevenich und der Publikation des Amtes für Landeskunde: Die Mausefallenmacher, Köln 1989.

Einzelheiten zu Herstellung und  Vertrieb der Fallen, ganz allgemein zur  Frage, wie sich die Bevölkerung in unseren Dörfern mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgte,  in der nächsten Folge. Wie kam z.B. dieser Ölkrug ins Zehnthaus von Weiler?