Spurensuche ist ein Angebot an alle, die sich für die Vergangenheit von Gevenich interessieren, die wissen möchten, wie unsere Vorfahren vor Generationen, vor Jahrhunderten gelebt haben, wie sich das Leben und der Ort veränderten. Vielen Dank an Walter Schleuss für diese Beiträge.

Hausierer- und Wandergewerbe in Gevenich

Früher war alles - fast alles - anders. Stimmt! Doch was ist früher? Gehen wir 200 Jahre zurück. Um 1800 hatte Gevenich etwa 160 Einwohner, kaum 30 Herdstellen, die sich im weiten Kranz um Kirche, Kirchhof und Backes legten. Das Unterdorf war erst in Ansätzen vorhanden, mit der Zehntscheune (Thönnes) hörte die Bebauung  auf, das Pfarrhaus wurde erst 1812, die gegenüberliegende Schule nach 1842 auf eine freie Wiese gebaut. In der Bachgass’ standen nur wenige Gebäude. “Häre-Haus”(Goergen) und Lenzen beherrschten als stattliche Anwesen Oberdorf und Ackerweg. Der Weg zur Gevenicher Mühle führte noch durch freies Gelände und die “Breth” war eine einzige unwirtliche Sumpfwiese.

Sonnenauf- und Untergang bestimmten wie Wind und Wetter seit Jahrhunderten den Arbeitsrhythmus. Die Welt um den Kirchturm war klein. Was man brauchte, stellte man nach Möglichkeit selbst her oder besorgte es hinüber und herüber in der Nachbarschaft. Nichts wurde weg geworfen, Müllprobleme gab es nicht. Die wenigen Räume im kleinen Wohnteil waren kärglich ausgestattet. Bescheidenheit war weniger eine Tugend als ein bitteres Muss. Ansonsten gab es für Schmiede- und Holzarbeiten Handwerker im Dorf. Müller und Schuster verdienten sich zur kleinen Landwirtschaft noch ein bescheidenes Zubrot, das selten mit Geld entlohnt werden konnte.

Einfaches, glasiertes Tongeschirr
Einfaches, glasiertes Tongeschirr

Die  Schüssel wurde über viele Jahre zum Eindicken der Milch benutzt. Sie ist eine Erinnerung an “Jupp Lena”.

Die  Schüssel wurde über viele Jahre zum Eindicken der Milch benutzt. Sie ist eine Erinnerung an “Jupp Lena”.

Klein und unscheinbar erinnert die Mausefalle an die besondere Abhängigkeit unserer Vorfahren von der Natur, belegt, wie die Bevölkerung  den Naturgewalten und allen Folgen hilflos ausgeliefert war und oft nur mit Mühe ihr kärgliches Überleben sichern konnte. Ein Beispiel aus der Gevenicher Vergangenheit belegt diese Zwänge, denen sich die meist kleinbäuerlich geprägten Familien kaum entziehen konnten. 1910 war wie in allen Nachbarorten ein besonders trockenes Jahr, es herrschte eine Dürre, die existenzbedrohende Ausmaße annahm, so dass die Bauern ihr Vieh wegen Futterknappheit nur dadurch  retten konnten, dass der Förster das Eichenlaub in den Wäldern als Futter freigab. Die Situation ist Lehrer Bersch eine Erwähnung in der Schulchronik wert.

“Der Ertrag der diesjährigen Ernte war ein sehr minimaler. Dies hatte seinen Grund in dem Überhandnehmen der Mäuse. Kornfelder, die im Juli noch einen schönen Anblick boten, standen zur Zeit der Ernte fast kahl da. Trotz allen Maßregeln, die man ergriff, konnte man dem Leben der Mäuse kein Ende bereiten. In einzelnen Gemeinden hatte man für einige Hundert Mark Gift gekauft und dasselbe mit Hilfe der Schulkinder in die Felder gelegt. Aber ein Abnehmen der Mäuseplage war nicht festzustellen. Wohl sah man hie und da eine tote Maus liegen, welche wahrscheinlich von dem Gifte genommen hatte, aber von den vielen war das doch nur ein geringer Prozentsatz. Man glaubte, ein regenreicher Herbst würde der Mäuseplage ein Ende bereiten. Ersteres trat zwar ein, doch nicht letzteres. So musste die neue Saat unbedingt dem Untergang geweiht sein.”

Als Adolf Ley vor 100 Jahren die Pfarrei Gevenich-Weiler anvertraut wurde, sprach nichts dafür, dass damit ein lebenslanges Abenteuer begann. Zu ungleich waren Pastor und Gemeinde. Dem jungen Priester waren nach ersten Erfahrungen in der kleinen Eifelgemeinde größere Aufgaben zugemessen. Persönlich war er streng diszipliniert und organisierte sein Leben bis ins Detail. Logisches Denken und rationales Umsetzen seiner Ziele sollten sein Wirken bestimmen. Die Umstände wollten es anders. Keine Aufgabe schreckte ihn, forsch und zupackend meisterte er den Alltag, ohne sich je selbst zu schonen. Von missionarischem Eifer getrieben packte er an. Was er tat, geschah aus Überzeugung. Ohne Scheu vor Rang und Namen, vor staatlichen Größen und Würden vertrat er seine Meinung wie die Sorgen und Nöte seiner Bauern, respektlos bis provozierend lästig  ...

Pfarrer Ley Pfarrer Ley
beide Fotos von Pfarrer Ley im Gemeindearchiv
Handschriftliche Bemerkung von Pastor Ley über einen arroganten Bürokraten
Handschriftliche Bemerkung von Pastor Ley über einen arroganten Bürokraten