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Mitten in der Inflationszeit begann die Westdeutsche Elektrische Ostern 1923 mit dem Ausbau des Stromnetzes in Gevenich. 2 Brandstellen waren für jedes Haus vorgesehen. Wer mehr haben wollte, musste sie aus eigener Tasche bezahlen, und das schien den meisten doch zu risikoreich in einer Zeit, in der auch in Gevenich 1 Ei 70 000 Mark kostete und 1 Pfund Kaffee, das sowieso niemand kaufte, für 2 500 000 Mark angeboten wurde. Seit dem 15. September 1924 war dann Gevenich ans allgemeine Stromnetz angeschlossen, ein tiefer Einschnitt, der auf lange Sicht das Leben und die Welt des Dorfes völlig verändern sollte.

Die Nacht/ die Dunkelheit, in der immer schon Mythen und Sagen spielten, wurde gleichsam entzaubert,. Hier siedelten die Schauergeschichten von Teufeln und Hexen, die man sich an langen Winterabenden beim Flackern des Herdfeuers erzählte. Wenn es dunkel wurde, schnallten biedere Mitmenschen ihren Zaubergürtel um, um als reißende Werwölfe in Schafherden einzufallen. Rastlose Untote wie der Gevenicher Breitzähner ließen sich in der Dämmerung von panisch erschreckten Wanderern huckepack bis zur Gemarkungsgrenze schleppen, um dann wie ein Spuk im Nichts zu verschwinden. Wenn in der Novembernacht heftige Stürme den Winter ankündigten, mischte sich - so wussten die Alten - immer auch das Wehklagen derer in den Sturm, die unerlöst und einsam durch die Gemarkung irrten, weil sie zu Lebzeiten Marksteine zu ihren Gunsten umgesetzt hatten, und jetzt ohne Hoffnung auf Antwort verzweifelt fragten ,wo sie sie hinsetzen sollten.

Nachts, so hieß es, lockte spärliches Licht die Käuzchen an die Fenster, deren harmloses Kiwitt abergläubische Zeitgenossen aufschreckte, die aus dem Ruf der kleinen Eule ein  komm mit hörten und den nahen Tod vor sich sahen.

Die Nacht war aber auch voll wirklicher Schrecken. Es war dunkel, später Abend, als Johann Thoennes in seinem kleinen Häuschen am Ortsrand von Gevenich beraubt und mit einer Axt grausam erschlagen wurde, 1922.

Die Froschlampen stammen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und waren ursprünglich nicht in Gevenich im Gebrauch. Sie kamen entweder durch Arbeiter aus dem Schieferbergbau oder aus einer Zeche im Ruhrgebiet in den Ort Die Froschlampen stammen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und waren ursprünglich nicht in Gevenich im Gebrauch. Sie kamen entweder durch Arbeiter aus dem Schieferbergbau oder aus einer Zeche im Ruhrgebiet in den Ort. Die Froschlampen stammen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und waren ursprünglich nicht in Gevenich im Gebrauch. Sie kamen entweder durch Arbeiter aus dem Schieferbergbau oder aus einer Zeche im Ruhrgebiet in den Ort

Als Willi Kalmes nach 75 Jahren an seine große Reise1911 nach Gevenich zurück dachte, erinnerte er sich genau, “hinter Cochem  umgab uns Dunkelheit “, und in Gevenich schimmerte nur durch einige Fenster Licht. Überall gab es nur Petroleum oder Kerzenbeleuchtung.

200 Jahre alter Kerzenleuchter aus Bronze

200 Jahre alter Kerzenleuchter aus Bronze

Kerzen, Tran- und Talglichter waren seit eh die wenigen Lichtquellen, die zum Flackern der offenen Herdstellen abends noch Orientierungshilfen gaben, ohne das Umfeld auszuleuchten. Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die wenigen Lichter mit Öl gefüllt, das aus Walfett gewonnen wurde. Da es oft ranzig wurde, hatte jeder den sprichwörtlich schlechten Geruch in der Nase, und wenn man heute noch einen langweiligen, müden Zeitgenossen , der mit nichts voran kommt und im Stehen einschläft, als Transfunzel bezeichnet, dann hat man gleich den richtigen Eindruck von der Qualität des Lichts, den diese Lampen verbreiteten.

Regulierbarer Kerzenständer aus Messing, ein für Gevenich eher seltenes Exemplar aus der Biedermeierzeit um 1840 mit einem offenen Talglicht aus Eisenblech um 1800.Regulierbarer Kerzenständer aus Messing, ein für Gevenich eher seltenes Exemplar aus der Biedermeierzeit um 1840 mit einem offenen Talglicht aus Eisenblech um 1800.

Nur wenig besser waren die Talglichter aus Rinder- oder Hammelfett. Petroleum, das auf gut Gevenicher Deutsch “Stänollich” hieß, löste diese ineffizienten Energiequellen nach 1850 ab und tat auch noch viele Jahre nach der Elektrifizierung seine Dienste, denn  für die Älteren hatten sich die Petroleumlampen schon immer bewährt und waren ihnen noch lange gut genug.  Und so hieß es erst einmal vorsichtig abwarten, wie die Nachbarschaft mit dem neuen Kram, der nicht so ganz geheuer war, zurecht kam. Zudem mussten keine neuen Lampen “fürs Elektrische” mehr gekauft werden, und Petroleum war in beiden Gevenicher Läden preiswert zu haben. Wer es noch ein paar Pfennige preiswerter haben wollte, kaufte es in  Cochem, nachdem er auf dem  Markt ein paar Eier oder etwas angesparte Butter verkauft hatte. In Stall und Scheune gab es vorerst noch kein elektrisches Licht, das wurde erst später von “Wéaze Fränz” (Franz Schmitz auf der Gasse) gelegt. Gemolken wurde weiter bei Tages- oder, wenn es sein musste, bei Petroleumlicht.

Und da gab es seit 1924 noch die neuen Straßenlaternen. Alte, vom vorherigen Gebrauch abgenutzte Holzstämmchen trugen an der Spitze ein Armesünderlichtchen, das nur in unmittelbarer Nähe Helligkeit gab, aber als schwache Orientierung dienen konnte, wenn es nachts  so dunkel war, dass man leicht von der befestigten Straße abkam. Ganze 4 dieser Orientierungspunkte soll es anfangs im Ort gegeben haben.

Diese praktische Art der Petroleumleuchte gab es in jedem Haus, weil sie nicht nur gestellt, sondern an jedem Nagel, auch im Stall aufgehängt werden konnte. Verschiedene Varianten dieser Zinnlampen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sind auch für Gevenich überliefert. Verschiedene Varianten dieser Zinnlampen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sind auch für Gevenich überliefert.
Diese praktische Art der Petroleumleuchte gab es in jedem Haus, weil sie nicht nur gestellt, sondern an jedem Nagel, auch im Stall aufgehängt werden konnte.

Verschiedene Varianten dieser Zinnlampen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sind auch für Gevenich überliefert.

 

Die Stehlampe aus massivem Bronzeguss ist in die Gründerzeit, letztes Drittel des 19. Jahrhunderts zu datieren.

Die Stehlampe aus massivem Bronzeguss ist in die Gründerzeit, letztes Drittel des 19. Jahrhunderts zu datieren.

Oberer Teil der Öllampe mit dem Petroleumbehälter aus Glas.

Oberer Teil der Öllampe mit dem Petroleumbehälter aus Glas.

Petroleumlampe um 1900 aus Majolika.

Petroleumlampe um 1900 aus Majolika.