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Pfeife

Zerbrechlich waren sie, die kleinen Tonpfeifen, die in den Brennöfen von Speicher oder auf dem Westerwald waggonweise auf Verbrauch produziert und den etwas besseren Weckmännern attraktiv in den Arm gelegt wurden.

Ein eigenes Bild bot sich, wenn die zarten, auf Bruch gepressten Gebilde von den ungelenken Fingern feinfühlig umfasst und fürsorglich umhegt wurden. Jeder auf der Altenbank hinter dem Backes hatte eins als treuen Begleiter in den geselligen Feierabend.

Trotz allem liebevollen Umgang war Bruch nur eine Frage der Zeit. Aber das war weiter nicht besonders schlimm, dann rauchte man eben auf dem abgebrochenen Stummel weiter und umwickelte den Rest zur Verstärkung sorgfältig mit Garn. Wenn dann eines Tages auch diese Ruine nicht mehr zugkräftig war, leistete man sich ein neues “Hänschen”, wie man sein vertrautes Pfeifchen liebevoll nannte. Ein schmerzhafter Augenblick. “Kosta Pitta” hatte sie für ein paar Pfennige auf Vorrat. Aber es kostete schon etwas Überwindung, sich ein neues zu leisten, weil das rohe Weiß des Tons noch so unfertig aussah und jetzt überall beim Anrauchen braune Flecken auftauchten. Es dauerte schon seine Zeit, bis ein gleichmäßig dunkler Ton das “schön gerauchte” Pfeifchen schmückte. Und jetzt schmeckte es auch wieder, denn der rohe Ton bitzelte anfangs noch recht unangenehm auf der Zunge.

Pfeife

Für Gevenich lässt sich nicht nachweisen, was offensichtlich andernorts vorkam, dass der Bauer sein neues Pfeifchen vom Knecht anrauchen ließ. Mit dem neuen “Hänschen “ war die Welt auf der Altenbank auch wieder in Ordnung, und es war schon etwas Besonderes und, wenn das Pfeifchen langsam und bedächtig gestopft wurde,ein  fast feierliches  Ritual, das niemand störte, stören konnte, wenn man mit dem Kneipmesser ein Stückchen vom Strangtabak, den man in Cochem beim Juden erstanden hatte, abschnitt, in der Hand “auffriemelte” und mit dem Zeigefinger fest in den Pfeifenkopf eindrückte. Das war jetzt genau der Augenblick, als, wie neulich beschrieben, Feuerstein, Schwamm und Stahl zur Geltung kamen. In der Wohnstube oder in der Küche wurde im Winter meist ein Fidibus am offenen Feuer entzündet, um den Tabak anzubrennen. Bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es noch einige, die stattdessen kurz entschlossen mit der schwieligen Hand eine Kohle aus dem Feuer griffen und sie für einige Momente auf den Tabak im Pfeifenkopf  legten.

Die Gewohnheit, sich immer wieder kräftig zu räuspern und in die Gegend zu spucken, soll auf der Altenbank sehr ausgeprägt gewesen sein.

Neben den ursprünglichen Tonpfeifen aus Speicher waren die etwas eleganteren Pfeifen aus dem Westerwald begehrt. Bessere Exemplare, zu denen nicht die einfachste Ausführung der Weckmannpfeifen gehörte, hatten einen kleinen Bleckdeckel, ein sorgfältig gehütetes Schätzchen. Daneben aber gab es auch ein- oder mehrfarbige Porzellanpfeifen mit idyllischen Bildern aus einer heilen Welt.

Bei der Feldarbeit aber war das Pfeifchen unpraktisch bis unmöglich, und so hatten sich viele “in der guten alten Zeit” während der Arbeit aufs Priemen umgestellt.

Mehr  darüber und ein Blick auf Reservistenpfeifen aus Gevenich das nächste Mal.