Gevenich war klein, arm, aber kinderreich. Lehrer und Pastor waren noch Respektpersonen, die trotz ungünstiger Umstände mit großem Einsatz meist vergeblich gegen Uneinsichtigkeit und Enge ankämpften. Wirtschaftliche Not und Perspektivlosigkeit setzten in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg andere Prioritäten als die schulische Förderung der Kinder. In einer Zeit, als das Geld fürs tägliche Brot nicht reichte, wurde Schule klein geschrieben. 

So kennen wir alle die alte Schule mit den beiden ehemaligen Klassenzimmern über dem Keller und der 1932/33 angebauten Lehrerwohnung.

 
Schule 1932 mit dem auf die Südseite  verlegten Zugang, da wegen der Pflasterung des Unterdorfes 1928 der Treppenzugang von der Straßenfront (Pfeil) verlegt werden musste. Anstelle des Hauptzugangs Straßenseite wurde das untere große Treppenhausfenster links eingesetzt. Deutlich zu erkennen sind die Bruchsteine, die für den Wohnungsanbau angekarrt wurden.

In der Schulchronik finden sich offene Worte für den Alltag, auch den Alltag in der Schule, als 80 Kinder aller Jahrgänge von 1 Lehrer in einem einzigen Schulsaal gleichzeitig unterrichtet werden mussten. Trotz aller behördlichen Mahnungen hatte der Gemeinderat für eine angemessene Ausstattung des Klassenraums und die dringend erforderliche Erweiterung der Schule weder ausreichend Geld noch besondere Eile. Und als Lehrer Peter Bersch 1925 nach 16 Jahren an die Mosel versetzt wurde, hatte er Maßstäbe gesetzt. Die ordnende Hand, die sich Respekt verschafft und immer durchgesetzt hatte, fehlte vorerst. Der Unterricht wurde vorübergehend von Herrn Freund aus Weiler und Herrn Schröder aus Faid mit übernommen. Von Herrn Schröder ist zumindest überliefert, dass er mit seinen Knickerbockern neue modische Akzente in unser Dorf brachte und während des Unterrichts sportlich über Tisch und Bänke lief. 1926 übernahm dann Lehrer Löscherbach für viele fruchtbare Jahre seinen Dienst, und wenn sein Name bis heute im Ort einen guten Klang hat, dann auch aufgrund seiner natürlichen Nähe zu den Gevenichern, um die er sich verdient gemacht hat.


Volksschule 1929 mit Lehrer Löscherbach
 

Der eigentliche Schulsaal lag im 1. Stock und war von außen über eine Steintreppe zu erreichen, die laut Schulchronik 1928 von der Straßenfront auf die Südseite der Schule verlegt wurde. Im Klassensaal selbst standen die Bänke zur Hof- und zur Straßenseite dicht gedrängt. In der Mitte des Klassensaals war eine größere Freifläche mit einem großen Bullerofen, der schon deshalb bei den Jungen beliebt war, weil sie ihm im Winter mit Holzscheiten tüchtig einheizen durften, die  auf dem darüber liegenden Speicher sorgfältig gestapelt bereit lagen. Es war das gleiche Holz, das sie vorher auf dem Schulhof während des Unterrichts gehackt und körbeweise hoch geschleppt hatten. Der Ofen aber wurde von allen geliebt, weil sie auf seiner großen, kreisrunden Oberfläche mitgebrachte Pausenbrote wunderbar rösten konnten. Vor der Klasse stand das Lehrerpult, an dem Herr Löscherbach 1 Stufe erhöht vor der Klasse stand. Zwischen Lehrerpult und den Schülern stand ein großer Sandkasten, in dem von Zeit zu Zeit die erste Klasse spielen durfte. Hier war auch der Stock deponiert, der bei den Jungen zum Einsatz kam und den sie immer wieder mit kaum sichtbaren Einschnitten brüchig zu machen suchten. Im Parterre unterhalb des Schulsaales lag die Lehrerwohnung, die durch eine kleine Steintreppe vom Schulhof aus zu erreichen war.
 

 
Thennesse Peter auf dem steinübersäten Schulhof, der vor dem Bau der Lehrerwohnung noch einen freien Blick ins Unterdorf zuließ. Links die mit Pfannen überdachte Waschanlage.   Die gleiche Perspektive mit Lescher Regina und ihrem Bruder Alfons. Die Hühner von Lehrer Löscherbach liefen wie überall im Dorf frei herum. Im Garten hatte Herr Löscherbach seine Bienenstöcke stehen.

Die einzig bekannten Fotos von einzelnen Schulkindern stammen aus dem Jahr 1929, dem Jahr, als auch der Gemeinderat für die Kinder auf dem Schulhof einen Wasserhahn installierte und einen steinernen Waschtrog anschaffte.  Erst 1930 bewilligte die Gemeinde eine 2. Lehrerstelle. Daraus resultierte, dass ein 2. Schulsaal entstehen musste, wo derzeit im Parterre noch die Lehrerwohnung war. Dadurch wurde auch eine neue Lehrerwohnung erforderlich, die im Anschluss an das Schulgebäude nördlich angelegt werden sollte. Mit dem Bau (Aushub) wurde dann im Herbst 1932 begonnen, und am Pfingstsamstag 1933 bezog Lehrer Löscherbach seine neue Wohnung, obwohl er nur über eine Leiter ins erste Stockwerk gelangen konnte und der Anstreicher noch nicht fertig war; so konnten wenigstens die Arbeiten für den 2. Schulsaal in der ehemaligen Lehrerwohnung beginnen. Die Arbeiten gingen so schnell voran, dass der Saal bereits nach den Heuferien fertig war. Möbel gab es noch keine, und so lieh sich die Gemeinde Tische und Bänke vorübergehend aus Arenze Wirtschaft aus.

Die Fotos stammen aus dem Gmeindearchiv oder wurden vor Jahren von Bernhard Allar, Anna Thomas, Alfons Schneider und Werner Theobald zur Verfügung gestellt.